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1. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bomfacius. Die Klöster. 69 des Bodens und zur weiteren Ausbreitung des Christentums; sie nahmen sich der Armen und Kranken an, gaben dem Wanderer gastliche Herberge, widmeten sich dem Jugendunterricht, bewahrten die Reste der Litteratur des Altertums und bildeten neue Pflanzstätten für die Wissenschaften. Das Klosterwesen hatte seinen Ursprung in Ägypten, wo es sich in den ersten christlichen Jahrhunderten aus dem Streben entwickelte, fern von dem Geräusche der Welt in Bußübungen Gott zu dienen. Das Klima des Landes, sowie der von alters her dem Leben abgewandte Sinn der Ägypter begünstigten ein solches Streben, und die Christenverfolgungen seit dem Ende des 3. Jahrhunderts gaben demselben weitere Verbreitung. Die Weltflüchtigen wurden Anachoreten, Monachi (Einsiedler) genannt. Der Stifter des Mönchswesens ist der Ägypter Antonius, der von Jugend auf die Einsamkeit und die Beschäftigung mit religiösen Dingen liebte. Die Bibelworte: „Verkaufe alles, was Du hast, und gieb es den Armen", veranlaßten ihn, daß er sein väterliches Erbe unter die Armen verteilte und sich im Jahre 285 als Einsiedler in die Wüste zurückzog. Zur Zeit der großen Christen- verfolgung (311) kehrte er nach Alexandrien zurück, um die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermutigen, dann aber suchte er die Einsamkeit von neuem auf. Bald wurde feine Hütte die Wallfahrtsstätte für solche, die Trost und Hilfe suchten, und er gelangte allmählich in den Ruf eines Heiligen. Seiner Anregung folgten andere, die sich in seiner Nähe ansiedelten. Er stellte eine Verbindung zwischen den Einsiedlern her, nahm sie unter seine Aufsicht und machte ihnen außer den Andachtsübungen auch Handarbeiten zur Pflicht, um sie vor Müßiggang zu bewahren. Im Jahre 356 starb er in dem hohen Alter von 105 Jahren. Sein Schüler Pachomius (t 348) hatte viele Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (claustra) unter einem Vorsteher oder Vater (abbas, Abt) vereinigt und eine bestimmte Regel für das Zusammenleben eingeführt, in welcher Einsamkeit, Ehelosigkeit, Fasten, Beten und Handarbeit, sowie Gehorsam gegen die Vorsteher die Hauptforderungen bildeten. Das erste Kloster war auf der Nilinsel Tabennä und umfaßte bei seinem Tode 1300 Mitglieder in 8 Häusern. Frauen folgten dem Beispiel der Männer und gründeten Nonnenklöster. Bald gab es nicht bloß in Einöden sondern auch in volkreichen Städten Klöster. Von Ägypten verbreitete sich das Klosterwesen nach dem Abendlande. Hier artete es während der Völkerwanderung aus, erhielt aber dann durch Benedikt von Nursia in Umbrien

2. Geschichte des Mittelalters - S. 206

1888 - Wiesbaden : Kunze
206 Dritte Periode des Mittelalters, hochgestellt waren. Diese Achtung und Hochschätzung der Frauen beruhte darauf, daß man sie als körperlich schwache, aber geistig starke Wesen betrachtete, welche darum aus Schutz und Heilighaltung vollen Anspruch hatten. Allein diese Ehrerbietung ging nie so weit, daß die Frauen in den Vordergrund des staatlichen Lebens getreten wären; im Gegenteil das Weib war Weib, der Mann ihr Gebieter, Beschützer und Vater. Das Los der Frauen wurde durch die Einführung und Ausbreitung des Christentums allgemein ein besseres, weil das Christentum die Frauen auf eine dem Manne gleichgeordnete Stufe erhob und ihnen die gebührende geistige Freiheit erteilte. Darum sehen wir auch die Frauen allerorten für die Verbreitung der christlichen Lehre thätig. So finden wir namentlich den heiligen Bonifacius mit deutschen und englischen Frauen im Verkehr, welche dem frommen Apostel in seinem mühsamen Berufe der Heidenbekehrung beistanden. Außerdem führen die Legenden, eine große Zahl von Frauen auf, welche als Nonnen oder als Stifterinnen von Klöstern und Gönnerinnen der Kirche sich auszeichneten und eine Stelle unter den Heiligen der katholischen Kirche sich erworben haben. Die Nonnen. Wie die Mönche, so lebten auch die Nonnen in den Klöstern nach festgestellten Regeln, welche nicht verletzt werden durften. Jede eintretende Nonne mußte ein Prüfungsjahr durchmachen, nach dessen Ablauf sie das Klostergelübde der Armut, Demut und Ehelosigkeit abzulegen hatte. Das 25. Lebensjahr wurde gewöhnlich als das Jahr angenommen, wo ein Mädchen sich für den Dienst der Kirche entscheiden konnte. Jede eintretende Nonne mußte sich durch Aufheben und Wegwerfen eines Strohhalmes ganz von der Welt lossagen, den Schleier und die Ordenstracht anlegen, sowie nach den vorgeschriebenen Regeln des Klosters leben. Durch die Kreuzzüge nahm das kirchliche und klösterliche Leben neuen Ausschwung, besonders durch Bernhard von Clairvaux, welcher, wie seine Briefe zeigen, mit einer großen Zahl frommer Frauen in Verkehr stand. Darunter find Briefe an Nonnen, voll von Ermahnungen, Belobungen und Zusprachen der verschiedensten Art. Die Errichtung des Dominikaner- und Franziskanerordens veranlaßte Frauen, ähnliche Orden zu stiften. Die heilige Klara, die Tochter eines angesehenen Ritters, die Freundin und Schülerin des Franz von Assisi stiftete 1212 den Orden der K l a r i f f i n n e n. Als sie sich zur Stiftung eines Frauenordens nach seiner Regel entschlossen hatte, wurde sie von Franziskus und seinen Brüdern mit brennenden Kerzen an der Klosterpforte

3. Geschichte des Mittelalters - S. 207

1888 - Wiesbaden : Kunze
32. Die Frauen des dritten Zeitraums. 207 empfangen, darauf legte sie vor dem Altare ihre prächtigen Kleider ab, ließ sich die Locken abschneiden und nahm mit dem Schleier das grobe Franziskanerkleid an. Ihrem Beispiele folgte die eigene Mutter und Schwester. Das Leben der Nonnen hatte in den Augen der Welt etwas Würdevolles, Anziehendes und Reizendes; man betrachtete sie als gottgeweihte Jungfrauen, als Bräute Christi, und nach diesem Gesichtspunkte wurden selbst Vergehen unter ihnen behandelt und bestraft. In ihren Beschäftigungen beschränkten sich die Nonnen nicht bloß auf Gebete, fromme Betrachtungen und den Gottesdienst, sondern sie gaben sich auch mit den gewöhnlichen Haus- und Handarbeiten, mit der Kranken- und Armenpflege, mit dem Unterricht der weiblichen Jugend, mit Musik und Dichtkunst ab. 2. Die Betschwestern. Einen Mittelstand zwischen dem weltlichen und klösterlichen Leben bildeten die Betschwestern (Beguinen). Ein Priester in Lüttich hatte sein ansehnliches Vermögen dazu bestimmt, ehrbare Jungfrauen und Witwen durch eine eigentümliche Stiftung zu einem gottgefälligen Leben zu vereinigen und vor den Verführungen der Welt zu sichern. In seinem Garten vor der Stadt Lüttich erbaute er eine Kirche und um dieselbe eine Menge abgesonderter Häuschen, welche er Frauen ohne Unterschied des Standes und Vermögens einräumte. Sie waren Nonnen und versprachen Gehorsam für die Zeit ihres Aufenthaltes im Beguinenhof, wo sie einzeln oder auch zu vier beisammen, doch mit gesonderter Haushaltung wohnten. Sie behielten dabei die Verfügung über ihr Eigentum und das Recht, den Hof zu verlassen und sich zu verheiraten. Diese Beguinenhöse bildeten sich im Lause des 13. Jahrhunderts in den meisten Städten Belgiens und der Nachbarländer. Wenden wir uns einzelnen Frauen zu, welche durch ihre Weiblichkeit, Frömmigkeit und Wohlthätigkeit sich großen Ruf erworben haben, so sind besonders zwei hervorzuheben: Die heilige Elisabeth und die heilige Hedwig. 3. Elisabeth von Thüringen, die Tochter des Königs Andreas Ii. von Ungarn, war als vierjähriges Kind 1211 an den Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen auf die Wartburg gekommen, für dessen Sohn Ludwig sie von ihrer Geburt an als Gemahlin bestimmt war. Sie war schon als Kind sehr mildthätig und wurde später ihres tapfern, frommen Gatten durchaus würdig. Die innigste, reinste Liebe beglückte das edle Paar, und Elisabeth begleitete ihren Gemahl aus allen seinen Reisen. Nächst der Armenpflege beschäftigte sie sich vorzüglich mit den Kranken und scheute sich nicht, selbst den Aussätzigen,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 67

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bonifacius. Die Klöster. 67 in die engste Verbindung mit Rom. Er wurde 680 zu Kirton in Davonshire geboren, gehörte einer angesehenen Familie an und war für eine glänzende weltliche Laufbahn bestimmt. Allein er fühlte einen unwiderstehlichen Beruf zum geistlichen Stand und empfing im 30. Jahre die priesterliche Weihe. 715 begab er sich nach Friesland,, um die dortigen Heiden zu bekehren. Da aber deren König Ratbod der Ausbreitung des Christentums sich hartnäckig widersetzte, so waren Winfrieds Bemühungen vergeblich. Drei Jahre später reiste er nach Rom und erhielt hier vom Papste die Vollmacht, das Evangelium unter den heidnischen Deutschen zu verkündigen. Zuerst unterstützte er in Thüringen und Bayern den greisen Willibrord, Erzbischof von Utrecht, in seinem mühevollen Berufe. Darnach laufte er zu Amöneburg unweit Marburg zwei Fürsten und gründete ein Kloster. Auf den Bericht seiner erfolgreichen Thätigkeit berief ihn der Papst Gregor Ii. 718 nach Rom, weihte ihn zum Bischof und nannte ihn Bonifacius. Am Grabe des heiligen Petrus nahm er ihm einen feierlichen Eid der Treue und Unterordnung unter die römische Kirche ab, daß er nie im Widerspruche mit dem Papste lehren und handeln wolle. Dieser Vorgang verschaffte in der Folge den Päpsten das Übergewicht im westlichen Europa. Bonifacius kehrte nach Deutschland zurück und setzte, von Karl Martell unterstützt, das begonnene Werk der Heidenbekehrung mit solchem Erfolge fort, daß er bis 739 bereits 100000 Heiden getauft hatte. Allenthalben gründete er Klöster und führte in diesen wie in den von den irischen Missionaren bereits gestifteten die Ordensregel Benedikts ein. Er ließ Mönche und Nonnen aus England kommen, das Land urbar machen, Bücher abschreiben, die Jugend unterrichten und nützliche Fertigkeiten verbreiten. Dem heidnischen Aberglauben trat er überall kräftig entgegen. Bei Geismar in Oberhessen stand eine uralte, gewaltige Eiche, welche dem Donnergotts Thor geweiht war. Diese schadete seinen Bemühungen, und er beschloß, sie mit seinen Gefährten zu fällen. Als nun der Riesenstamm den mächtigen Axtstreichen zu erliegen begann, glaubte die gaffende Menge, der Blitz werde den Frevler auf der Stelle erschlagen. Da dies aber nicht geschah, so waren die abergläubischen Heiden von der Machtlosigkeit ihrer Götzen Überzeugt, ließen sich taufen und errichteten aus dem Holze der gefällten Donnerreiche eine christliche Kapelle. Schon 732 wurde Bonisacius zum Erzbischof von Deutschland ernannt und sechs Jahre später nochmals nach Rom berufen, um neue Vollmachten zu empfangen. Nach feiner Rückkehr stiftete 5*

5. Geschichte des Mittelalters - S. 89

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 89 und der Kaiser als das weltliche. Die Kaiserin betrachtete man als die erste Frau in der abendländischen Christenheit, und in diesem Sinne nennen die damaligen Dichter die Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, die Kaiserin des Himmels. Die Kaiserin hatte einen bestimmten Anteil an den Regierungsgeschäften; sie hatte ihre Erzbeamten wie der Kaiser. Ihr Erzpriester und Kaplan war der Abt von Kempten, ihr Erzkanzler der Fürstabt von Fulda, welcher bei der Krönung der Kaiserin die Krone vom Haupte hob, um dieselbe in seine Verwahrung zu nehmen. Die Kaiserin genoß große Vorrechte: ihr kam das Recht zu, Panisbriefe*) auszustellen, sowie die erste Bitte an die weiblichen Stifter und Klöster zu richten und weibliche Orden zu stiften. Liutgart starb 802 kinderlos. Nochmals wurde eine Vermählung Karls mit der griechischen Kaiserin Irene beabsichtigt, allein sie kam nicht zustande. Karl hielt seine Töchter zur Thätigkeit an (§. 15); sie mußten spinnen und weben und seine Kleider fertigen. So zärtlich er auch gegen seine Kinder war, so mochte ihre Ausbildung doch dadurch leiden, daß die Töchter den Vater aus allen Reisen, Jagden und Kriegszügen begleiteten. Später ermangelten sie der strengen Zucht und Sittlichkeit, weshalb sie auch nach Karls Tod den Hof Ludwigs des Frommen verlassen mußten. Selig sei die Stadt genannt, Wo ich Emma wieder fand. Es giebt noch mehrere Sagen von Karls Familie, z. B. von seinen Großeltern mütterlicherseits, von Flur und Blancheflur (Rose und Lilie), ferner von seiner verstoßenen Schwester Bertha, welche Uhland in seinen Balladen „Klein Roland" und „Roland Schildträger" benutzt hat. — Die Sage berichtet auch, daß, als die schöne Fastrade gestorben war, der Kaiser sich nicht von ihr trennen konnte, sondern sic Tag und Nacht bei sich behalten habe. Das sah der Bischof von Köln; es jammerte ihn, und er rief Gott um Hilfe an. Da vernahm er am Altar eine Stimme, die ihm zurief: „Die Ursache dieser seltsamen Liebe des Kaisers liegt unter der Zunge der verstorbenen Frau." Der Bischof begab sich zur Leiche, öffnete den Mund derselben und fand hier einen kleinen Ring mit einem Edelstein, den er herausnahm. Der Kaiser war geheilt, ließ die Leiche bestatten und zeigte seitdem große Zuneigung zu dem Bischof, von dem er sich nicht trennen mochte. Dieser warf zuletzt den Ring in die Quelle von Aachen; seitdem fühlte sich Karl gleichsam an jene Stätte gebannt, erbaute daselbst einen Polast und beschloß in demselben auch sein Leben. *) Unter einem Panisbrief oder Brotbrief verstand man die schriftliche Empfehlung einer Person an ein Stift oder Kloster, dieselbe auf eine bestimmte Zeit oder lebenslänglich zu versorgen.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 137

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum, 137 deshalb lesen und schreiben, eigneten sich medizinische Kenntnisse zur Bereitung von Heilmitteln an und waren Kunst und Litteratur zugethan. Viele Frauen wandten sich auch in falscher Auffassung ihres Daseins dem Klosterleben zu. In den mannigfachsten Wechselfällen des Lebens aber zeigten Frauen die hohe sittliche Kraft, die ihnen eigen ist. Von einigen Frauen, welche in der Geschichte des zweiten Zeitraums besonders hervorgetreten sind, ist ausführlicher zu reden. 2. Die erste Gemahlin Ludwigs des Frommen (§. 18) war Irmengard, eine Tochter des Grafen Ingram. Ihr Tod erfüllte den Kaiser mit solchem Schmerze, daß er in ein Kloster zu gehen beabsichtigte. Doch gab er zuletzt den Bitten seiner Umgebung nach und vermählte sich mit der schönen Judith, einer Tochter des Herzogs Wels von Bayern. Da diese für ihren Sohn Karl den Kahlen ebenfalls ein Land zu erhalten wünschte, obwohl Ludwig das Reich bereits den drei Söhnen erster Ehe zugeteilt hatte, so nahm sie ihre Zuflucht zu unredlichen Ratgebern, welche in Ludwigs Familie viel Unfrieden stifteten. Eine edle Frau war die Gemahlin Heinrichs I. (§. 19, 2), Mathilde, die Tochter des Grafen Dietrich von Ringelheim. Die Zeitgenossen sind entzückt von ihrer blühenden Schönheit, ihrer christlichen Demut und ihrem wohlthätigen Sinne. Wie glücklich sie Heinrich während seines Lebens machte, mögen dessen eigne Worte beurkunden, welche er in der Sterbestunde an seine trauernde Gemahlin richtete: „Ich danke dem Allmächtigen, daß er mich vor Dir von dieser Erde abruft. Ein edleres und einsichtsvolleres Weib ist keinem Manne je zu teil geworden. Du hast mir stets das Beste geraten, Du hast mich besänftigt, wenn der Zorn in mir aufloderte, Du hast mich zur Gerechtigkeit ermahnt, mich stets wie ein Engel des Himmels umschwebt und mein Herz den Gefühlen des Mitleids und der Menschlichkeit geöffnet. Habe Dank, Du fromme und treue Gefährtin meines Lebens, für alles Gute, was Du mir erwiesen. Dem Schutze des Allmächtigen empfehle ich Dich, unsere Kinder und alles, was ich Liebes auf Erden zurücklasse." Nach Heinrichs Tode zog sich Mathilde, welche Mutter dreier Söhne (Otto, Heinrich, Bruno) und zweier Töchter (Gerberg und Hedwig) war, zurück und ergab sich als Witwe steten Andachtsübungen. Sie war überaus wohlthätig gegen Arme und Notleidende. Dies benutzten böswillige Menschen und verklagten sie bei ihren Söhnen, daß sie unermeßliche Summen an die Armen verschwende. Mathilde wurde deshalb mit Spähern umstellt, welche die Almosen verteilenden Boten anhalten und berauben mußten, und die

7. Geschichte des Mittelalters - S. 192

1888 - Wiesbaden : Kunze
192 Dritte Periode des Mittelalters. war nach und nach auf sieben gesteigert worden; man zählte die Taufe, die Firmung, das Abendmahl, die Beichte, die letzte Ölung, die Ehe und die Priesterweihe dazu. Die Lehre von der Verwandlung des Brotes und Weines im Abendmahl in den Leib und das Blut Christi wurde kirchlich festgestellt, und die Befürchtung, daß von dem Blute des Herrn etwas verschüttet werden könne, entzog den Laien seit dem 12. Jahrhundert den Gebrauch des Kelches, welcher den Priestern allein verblieb. 1215 wurde durch Innocenz Iii. bestimmt, daß die Ohren beichte die unerläßliche Bedingung der Vergebung der Sünden sei. Eine Menge neuer Festtage zu Ehren Marias und der Heiligen kamen auf, so Mariä Geburt, Allerheiligen, Allerseelen und das Fronleichnamsfest zur Verherrlichung des Abendmahlwunders. Gegen die Einrichtungen des Papsttums und die Änderungen der alten apostolischen Kirche erhoben sich aber schon im Mittelalter verschiedene Bestrebungen, insbesondere die einiger strengen Mönchsorden, ferner die des Arnold von Brescia, der Waldenser und Albigenser. Klösterliche Einrichtungen. Im Mittelalter gab es viele ehrwürdige und fromme Männer, welchen das weltliche, üppige und herrschsüchtige Wesen des Papstes und der Geistlichkeit zuwider war. Schon von Ansang an hatten die Klöster mit ihrer strengen Zucht und ihrer einfachen Lebensweise einen entschiedenen Gegensatz gegen das in der Kirche allmählich eingerissene weltliche Wesen gebildet, obgleich auch sie zu großem Besitz und Einfluß gelangten. Fromme Leute glaubten nämlich keinen wohlthätigeren Gebrauch von ihrem irdischen Gute machen zu können, als es einem Kloster zu vererben. Dadurch kamen die Klöster zu großem Vermögen, welches sich noch bedeutend vermehrte, seitdem sie durch päpstlichen Machtspruch auch das Recht erhielten, ihre Insassen samt den verstorbenen Verwandten zu beerben. Wer in ein Mönchs- oder Nonnenkloster eintreten wollte, mußte ein Prüfungsjahr oder Noviziat bestehen. Kein Mönch durfte vor dem vollendeten 14. Jahre, keine Nonne vor dem 12. das Klostergelübde ablegen und eingekleidet werden. Die Kleidung bestand in einem rauhen, härenen Gewände. Der Vorsteher der Mönchsklöster war der Abt, welchem unbedingt gehorcht werden mußte; ihm zunächst stand der Prior, dann kam der Dechant, der Kellermeister, der Ökonom, der Kantor re. Dem Nonnenkloster stanb die Äbtissin vor, welcher wieder ähnliche Würden untergeordnet waren; doch mußte es einen Prior für den Gottesdienst, die Messe, die Predigt, die Beichte, die letzte Ölung re. haben, weil solche kirchliche Verrichtungen einer Frau nicht übertragen werden konnten.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Das Mönchtum und die römische Kirche. 193 Mönchsorden. Die Mönche, welche nach der Regel Benedikts von Nursia lebten, hießen Benediktiner. Als ihnen Verweltlichung drohte, wurde eine Reform des Klosterwesens angestrebt. Mehrere Äbte des Klosters Clugny in Burgund verschärften im 10. Jahrhundert die Regeln und stifteten den Orden der Clunia-censer, welcher im 12. Jahrhundert über 2000 Klöster und große Reichtümer besaß. Noch größere Strenge waltete in dem im 11. Jahrhundert von dem Benediktiner Robert aus der Champagne zu Ci-teaux bei Dijon gegründeten Cisterzienserorden, der die schwarze Benediktinerkutte mit einem weißen Ordensgewande vertauschte, durch seine Sitteneinfalt hohes Ansehen gewann und Bernhard von Clairvaux zu seinen Zierden zählte. Kurze Zeit nach diesem entstand zu Premontre bei Laon der Pr ämonstratenserorden, den ein vornehmer Deutscher namens Norbert gründete. Die strengsten Regeln führte der Karthäuserorden ein, den der Rektor der Domschule zu Rheims, Bruno von Köln, in einer wilden Gebirgskluft bei Grenoble, la Chartreuse genannt, 1084 stiftete. Die Kleidung desselben bestand aus einem rauhen, härenen Gewände, die Bedeckung des Kopfes und der Füße dagegen war untersagt. Die Ordensglieder mußten wöchentlich dreimal fasten und genossen in den 7 heiligen Wochen nur Wasser und Brot. Die gottesdienstlichen Übungen wurden weder bei Tag noch bei Nacht unterbrochen, Einsamkeit, beständiges Schweigen und scharfe Geißelungen erhöhten die strenge Lebensweise. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts faßten zwei Männer den Entschluß, die Idee der Entsagung in ihrer ganzen Strenge wieder herzustellen und wurden dadurch Stifter der Bettelorden. Franz von Assisi (1182—1226), der Sohn eines reichen Kaufmannes in Assisi bei Perugia, entsagte seinen Gütern, vertauschte 1208 seine reiche Kleidung mit einem groben grauen Rock nebst Kapuze, legte einen Strick um die Lenden und trat als Bußprediger auf. Sein Beispiel spornte andere zur Nacheiferung an. Ohne Geld zogen seine Jünger von Ort zu Ort, predigten, fasteten, beteten, geißelten sich und fristeten ihr Leben von Almosen. Allein Jnnoeenz Iii. mißbilligte dieses gänzliche Entsagen alles Besitzes und erteilte erst nach längerem Zögern mündlich die Bestätigung des Ordens. Die Franziskaner teilen sich wieder in mehrere Zweige, in Barfüßer, Kapuziner, Spiritualen rc. Fast zu gleicher Zeit entstanden die Dominikaner. Ein spanischer Chorherr, Dominikus Guzman (1170 —1221), hatte die Verirrung der Albigenser kennen gelernt und suchte in heiligem Eifer die unglücklichen Ketzer von ihren Irrtümern zu befreien. Deshalb stiftete er 1215 den Orden Cassians Weltgeschichte, n. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 13

9. Geschichte des Mittelalters - S. 194

1888 - Wiesbaden : Kunze
194 Dritte Periode des Mittelalters. der Dominikaner, reisender Prediger, welche ein ebenso strenges Leben wie die Franziskaner führen sollten. Um 1272 hatten die Dominikaner schon 400, die Franziskaner über 1000 Klöster. Verwandte Orden waren die Karmeliter und Augustiner, welche wie die Franziskaner ihren Unterhalt durch Einsammeln milder Gaben suchten und ihre Entbehrung, Armut und Demut durch kein irdisches Gut gestört wissen wollten. In den beiden Bettelorden hatte das Papsttum seine mächtigste Stütze, die Franziskaner oder Minoriten blieben in der innigsten Verbindung mit dem Volk und wirkten als Seelsorger in demselben, der Orden der Dominikaner befaßte sich mit der Pflege der Wissenschaften, übernahm die Lehrstühle an den Universitäten, brachte die größten Kirchenlehrer hervor, und bekämpfte die Irrlehren, verbreitete aber auch die Schrecken der Ketzergerichte unter den Völkern des Abendlandes. So hohe Achtung auch manche Orden und Klöster dadurch verdienen, daß sie die Kultur des Landes, den Unterricht, die Religion und die Wissenschaft zu Zeiten ernstlich pflegten, so sind doch in späteren Zeiten die Klagen über Laster und Ausschweifungen der Nonnen und Mönche nicht unbegründet. Sekten. Im Laufe des 12. Jahrhunderts bildeten sich in Oberitalien und im südlichen Frankreich einige Sekten, welche der katholischen Lehre entsagten und sich die Reinen (Cathari, Cazzari, woraus der Spottname Ketzer entstanden ist) nannten. Ein Beispiel der Auflehnung gegen das Papsttum gab schon Arnold von Brescia in Rom (§.27, 2), der sein kühnes Unternehmen mit dem Leben büßen mußte; andere folgten. Die Waldenser. Petrus Waldus, Kaufmann zu Lyon, stiftete die Gemeinde der Waldenser. Im Sommer 1170 befand sich Waldus in einer Versammlung angesehener Bürger zu Lyon, als plötzlich einer der Anwesenden tot zur Erde fiel. Dieser unvorhergesehene Todesfall erschütterte ihn so sehr, daß er ernstlich für sein Seelenheil zu sorgen sich vornahm. Vor allem suchte er die Lehren der heiligen Schrift sich zugänglich zu machen; er ließ sich mehrere Bücher derselben in seine Muttersprache übersetzen und las fleißig darin. Die Worte Matth. 19, 21: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komme und folge mir nach" — ergriffen ihn so sehr, daß er seine Habe verkaufte und das Geld an die Armen verschenkte. Außerdem stiftete er einen apostolischen Verein zur Predigt des reinen Evangeliums unter dem Landvolke, welcher sich den Namen der „Armen von Lyon" beilegte. Anfangs glaubte man, diese Waldenser wollten nur einen

10. Geschichte des Mittelalters - S. 197

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Das Rittertum und die Ritterorden. 197 eiser, hat nirgends schrecklicher gewütet als in Spanien. Die spanische Inquisition verurteilte von 1481 —1808 342000 Personen; von diesen wurden 32 000 in Person, 18 000 im Bildnisse verbrannt und die übrigen mit strengen Strafen heimgesucht. In Spanien wurde die Inquisition erst 1820 abgeschafft. Auch in Deutschland trat 1231 der Dominikanerkonrad von Marburg, der Beichtvater der heiligen Elisabeth, aus, um dieketzer aufzuspüren und „zur Ehre Gottes" zu verbrennen. An 80 Menschen starben auf dem Scheiterhaufen. Als aber der Inquisitor sich nicht mehr mit dem armen Volke begnügte, sondern auch Adlige vor seinen Richterstuhl lud, wurde er nebst zwölf Helfershelfern im Walde von Kappel bei Marburg erschlagen. Ein stehendes Ketzergericht konnte sich in Deutschland nicht halten. §. 30. 2)as Juffedum ums ttie litteroitien. Eine der glänzendsten Erscheinungen und Eigentümlichkeiten des Mittelalters war das Rittertum. Es war entstanden, als der bei den Germanen übliche Heerbann aufgehört hatte, und erhob sich zwischen dem höheren Adel, welcher sich im Besitze von Reichslehen befand, und dem Hörigen. Der Ritterstand bildete den niederen Adel und umfaßte sowohl die Inhaber von Lehnsgütern wie auch die Dienstmannen (Ministerialen) der Herrenhöfe; er war durch gemeinsame Sitte und Lebensanschauung so innig verbunden, daß jeder förmlich in denselben ausgenommen werden mußte. Wer Ritter werden wollte, mußte demnach einem freien Geschlechte angehören. Die ersten sechs Jahre blieb der Knabe unter der Aufsicht der Mutter, nachher wurde er als Edelknabe an den Hof des Lehnsherrn oder eines fremden Ritters geschickt, wo er neben kleinen dienstlichen Verrichtungen in Gottesfurcht und feiner Sitte unterwiesen wurde und die ritterlichen Künste erlernte. Im 14. Jahre erhielt der Junker oder Knappe einen Degen, mußte von jetzt an die Pferde und Waffen seines Herrn besorgen, ihn begleiten und im Kampfe aus dem zweiten Gliede mitstreiten. So vorbereitet, gelangte der Knappe mit dem 21. Jahre zur Ritterwürde, bei deren Er-teilung große Feierlichkeiten üblich waren. Nach einem strengen Fasten brachte der Knappe die Nacht mit einem Priester und Paten im Gebete zu und empfing das heilige Abendmahl. Dann trat er in die Kirche, wo er eidlich gelobte, Gott zu fürchten uni) zu ehren, täglich die heilige Messe zu hören, für den christlichen Glauben zu streiten, die Kirche und ihre Diener zu schützen, die Unschuld zu schirmen, dem Vaterlande zu helfen, dem Kaiser gehorsam zu sein, das gegebene Wort zu halten und tadellos vor Gott und
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